Er hat Pläne für ein Unterseeboot entworfen, eine Witwen- und Waisenkasse gegründet und Rechenmaschinen entwickelt. Die Rede ist von dem 1646 in Leipzig geborenen Gottfried Wilhelm Leibniz: Philosoph, Historiker, Jurist und Mathematiker. Ein Universalgelehrter, der mitten im Leben stand und die Mathematik im Alltag sah und entdeckte. Nur den Keks – den hat er nicht erfunden.

Mathematische Bildung befähigt die Schüler*innen, sich in ihrer Lebenswelt zu orientieren, diese auch unter mathematischen Gesichtspunkten zu betrachten und zu verstehen und Mathematik in Beruf und Studium erfolgreich und verantwortlich anzuwenden.“ (Bildungsplan 2016)

So findet sich der von Leibniz gelebte Grundgedanke auch als einer der Leitgedanken zum Kompetenzerwerb im heutigen gymnasialen Bildungsplan Baden-Württembergs wieder. Die im Mathematikunterricht zu vermittelnden Kompetenzen lassen sich in zwei Teilbereiche aufgliedern: prozessbezogene Kompetenzen und inhaltsbezogene Kompetenzen. Neben Argumentieren und Beweisen, dem Lösen von Problemen, Modellieren und dem Umgang mit symbolischen, formalen und technischen Elementen der Mathematik gewinnt die prozessbezogene Kompetenz des Kommunizierens mathematischer Inhalte zunehmend an Bedeutung.

Detailliert werden die inhaltsbezogenen Kompetenzen im Bildungsplan dargestellt. Die Wiederholung der Leitideen in jeder Klassenstufe verdeutlicht, dass beim Erforschen der mathematischen Inhalte das Spiralprinzip zugrunde liegt. So wird z.B. für die Leitidee „funktionaler Zusammenhang“ schon in Klassenstufe 5 durch das Entdecken einfacher Zusammenhänge zwischen Zahlen und Größen die Basis für den Umgang mit natürlichen Exponentialfunktionen und Differentialrechnung in der Oberstufe gelegt.

Ganz unabhängig von mathematischen Inhalten wird beim Lösen mathematischer Probleme sowohl Konzentrationsfähigkeit als auch Ausdauer, Sorgfalt und Zielstrebigkeit gefördert – wichtige Elemente, die zur Persönlichkeitsentwicklung unserer Schüler*innen beitragen und so einen der Bausteine zur Vorbereitung auf das „Leben nach der Schule“ darstellen.

Und wenn die Mathematik schon zu Leibniz´ Zeiten aus dem Alltag nicht wegzudenken war, so ist sie es heute in unserer digitalisierten Welt erst recht nicht. Algorithmen und automatisierte Prozesse sind allgegenwärtig – sie begegnen uns z.B. in autonomen Fahrzeugen oder als Musikempfehlungen bei Streamingdiensten und steuern oftmals unser Verbraucherverhalten. Mathematisches Grundverständnis ist die Grundlage dafür, die Prozesse, die im Hintergrund ablaufen, zu erfassen und reflektiert zu beurteilen.

Der Digitalisierungsprozess hat auch die Methoden und Arbeitsweisen des Mathematikunterrichts bereichert. Den Einsatz von iPads, digitalen Werkzeugen, Lernplattformen und Tools wie z.B. GeoGebra, Bettermarks oder Augmented Reality im Unterricht sinnvoll zu gestalten, ist eine Herausforderung, der sich die Mathematik-Fachschaft des Otto-Hahn-Gymnasiums gern stellt.

Bei den Schüler*innen werden Interesse und Spaß an der Mathematik und dem Entdecken logischer Zusammenhänge u.a. auch durch die Teilnahme an Wettbewerben wie dem „Känguru der Mathematik“ und dem „Informatikbiber“ geweckt.

Übrigens, fast 300 Jahre nach Leibniz´ Tod steht wieder ein deutscher Mathematiker an der Spitze der mathematischen Welt: 2016 gewann der damals 29-jährige deutsche Mathematiker Peter Scholze den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. Zwei Jahre später erhielt er die höchste Auszeichnung, die ein Mathematiker erreichen kann, die Fields Medaille. Auch wenn es nicht unser erklärtes Ziel ist, Spitzenmathematiker und Preisträger am OHG auszubilden, und der Weg vom Känguru-Wettbewerb zur Fields-Medaille weit ist – möglich ist alles!

Bild: C. Lotter